Nah am Menschen, mitten im Leben
Die beeindruckendsten Geschichten erleben wir mit den Menschen, die wir täglich besuchen, pflegen und begleiten. Die schönsten davon haben wir festgehalten.
Echter Freund, treuer Begleiter – Pflege mit Wellensittich
Manche Freundschaften währen ein Leben lang, auch zwischen Mensch und Tier. Kein Wunder also, dass der Wellensittich von Frau Schneider* den Hausbesuch gerne von ihrem Rollator aus genauestens beobachtete. Gelegentlich kommentierte er den Pflegevorgang auch lauthals. Als der Vogel eines Tages selbst krank wurde, wollte er nicht mehr fressen. Kurzerhand wurde seine Halterin selbst zur Pflegekraft und teilte selbst ihr Knäckebrot mit ihm. Noch heute denkt sie gerne an ihren treuen Freund zurück. Er fehlt bei der Pflege, sein Platz auf ihrem Rollator bleibt leer. Wenn Patricia Wilke und die Kollegen vorbeikommen, fühlt sie sich erinnert an die schöne Zeit und erzählt oft von dieser ganz besonderen Freundschaft. Unsere Kollegen hören dann gerne zu und versuchen, tröstende Worte zu finden – auch wenn die Zeit manchmal knapp ist.
Einen neuen Wellensittich möchte die Dame allerdings nicht. Denn sie und ihr gefiederter Freund sind zusammen alt geworden. „Vermutlich würde ich einen neuen, jungen Vogel nicht überleben.“ Aber ein Alltagsbegleiter, der so viel Freude bereitet? Das wäre schon schön. Ihre Familie leistet derzeit Überzeugungsarbeit.
* Name geändert
Wofür war noch mal diese Tube?
In der Kosmetikschublade kann schon mal was zusammenkommen. Da gibt es Handcreme, Gesichtscreme für den Tag und für die Nacht, Fußcreme und Wund- und Heilsalbe. Ach ja, eine Creme für die Venen kommt auch noch dazu. Gar nicht so einfach, da nicht durcheinander zu kommen. Und dann ist da noch der zeitlich getaktete Terminplan.
Für Frau Kreuzkam* sind diese Abläufe und verschiedenen Produkte wichtig. Sie möchte auch bei einer Hauskrankenpflege ungern darauf verzichten. Gleichzeitig bedeuten solche Rituale doch zusätzlichen Aufwand. Oder etwa nicht? Patricia Wilke kann beruhigen: „Wer die individuellen Abläufe und Wünsche einmal verinnerlicht hat, kann auch sechs oder sieben Cremes auftragen, ohne in Zeitverzug zu geraten. Klar können wir keine völlig anderen Aufgaben übernehmen. Aber so etwas geht schon.“
* Name geändert
Die Puzzlerin – jeden Tag ein passendes Stück
„Sehen Sie das Blau? Das war wirklich hakelig.“ Ein Hausbesuch bei der Puzzlerin auf dem Dienstplan bedeutet: Mitmachen. Wer vorbei kommt, wird während der täglichen Pflege in ihr persönliches Hobby mit einbezogen. Dann sucht man beim Anziehen der Kompressionsstrümpfe schon mal gemeinsam nach dem passenden Puzzleteil.
„Neulich hat ein Stück Rand gefehlt“, erinnert sich Stephanie Lewandowski. Seit sechs Jahren ist sie Fachkraft bei Gloger Hauskrankenpflege. Auch wenn der Einsatzplan nicht immer für ein langes Gespräch reicht – Zeit für einen Blick auf den Zwischenstand und ermunternde Worte bleibt eigentlich immer.
Auf digitalen Wegen
Vorsicht, Aufnahme! Herr Becker* ist nicht etwa Kameramann oder Regisseur, sondern einer unserer Kunden in der Pflege. Der 90-Jährige hat vor kurzem die technischen Neuerungen und Möglichkeiten des Internets für sich entdeckt. Neben seinen Aufnahmen mit der Videokamera sitzt er auch schon mal am Computer, um das Material zu einem Film zusammen zu schneiden oder um Fotomaterial zu bearbeiten. Doch damit nicht genug: Wenn Herr Becker* wissen möchte, wie das Wetter wird oder was das Fernsehprogramm hergibt, informiert er sich einfach bei Google.
So lernt Herr Becker* auch noch mit 90 Jahren eine ganz neue Welt kennen. Stephanie Lewandowski und die anderen Pflegekräfte sind beeindruckt von der Neugierde, dem Wissensdurst und der Tatkraft. Und wenn er die Computermaus aus der Hand legt, weil es an die tägliche Pflege geht, dann ist auch häufig noch Gelegenheit für ein gemeinsames Mettbrötchen. Sonntags gibt es sogar ein Ei – ganz klassisch, ohne neue Technik oder Tipps aus dem Internet.
* Name geändert